Eigene Texte korrigieren: 7 Tipps vom Profi

Eigene Texte korrigieren

Mein erster Artikel für eine Tageszeitung war nicht gerade Pulitzer-Preis-verdächtig.

Er war okay, aber auch nicht mehr.

Ich habe anfangs noch zu sehr als Studentin geschrieben.

Lange Sätze, langweiliger Einstieg.

Ein Redakteur bearbeitete meinen Text.

Fand ich erst mal doof.

Bis ich verstand:

Einen Text zu schreiben ist eine Sache.

Aber einen richtig guten Text zu veröffentlichen ist eine andere.

Das Redigieren und Korrekturlesen gehören zum Schreiben dazu wie der Osterhase zu Ostern.

Eigene Texte korrigieren – das ist eine Kunst.

Ich zeige dir 7 bewährte Methoden, um Fehler zu finden und auszubessern, damit deine Texte sprachlich und inhaltlich perfekt werden.

Und du erfährst, worauf du beim Korrekturlesen achten solltest und wie du schreibst, damit deine Texte wirklich verstanden werden.

Los geht’s.

Warum du deine eigenen Texte Korrektur lesen solltest

„Der Versprecher auf dem Bildschirm ist wie der Druckfehler in der Zeitung: ein dankbar begrüßter Verstoß gegen die Perfektion.“ (Wolfgang Büttner)

Ich weiß, ich weiß.

Wir sind alle unvollkommen.

Und vielleicht findest du auch in meinen Texten einen Fehler.

Obwohl ich Germanistin bin, Texterin und Lektorin.

Es geht mir nicht darum, Perfektionismus zu betreiben.

Mir geht es um richtig gute Texte.

Und das Korrekturlesen wird da oft unterschätzt.

Viele konzentrieren sich so sehr aufs Schreiben, dass sie das Lektorieren und Korrigieren vernachlässigen.

Dabei ist das ein wichtiger Teil des Schreibens.

Vielleicht ist das eine Berufskrankheit.

Aber mich nerven Texte mit Rechtschreibfehlern.

Mit schiefen Sprachbildern.

Wenn du eigene Texte korrigieren möchtest, gehörst du fast schon zur Elite.

Denn das scheint nicht „in“ zu sein.

Hauptsache, veröffentlichen.

Es ist dein Blog, du darfst dort „raushauen“, was du möchtest.

Aber lass mir dir eines sagen:

Wenn du deinen Text gründlich Korrektur liest, stellst du sicher, dass er den gewünschten Eindruck hinterlässt.

Dass er das, was du sagen willst, effektiv vermittelt.

Wenn du Blogbeiträge schreibst, Newsletter oder gar E-Books, solltest du das Korrekturlesen beherrschen.

Oder deine Texte Korrektur lesen lassen.

Punkt.

Falls du Argumente brauchst …

Lektorierte Texte sind …

  • professioneller.
  • besser lesbar.
  • klar und verständlich.
  • qualitativ hochwertig.

5 häufige Fehler, auf die du achten solltest

Egal wie gut du schreibst:

Auch in deinen Texten sind Fehler.

Ich habe vor einiger Zeit mit einer Autorin zusammengearbeitet.

Sie schrieb auf einem nahezu perfekten Niveau.

Dennoch waren auch in ihren Texten Fehler.

Wir sind beim Schreiben oft betriebsblind.

Deshalb lasse ich Blogbeiträge und andere Texte mindestens einen Tag liegen, bevor ich sie veröffentliche oder an Kunden schicke.

Und bearbeite sie mindestens einmal.

Weil der Blick mit einem frischen Kopf klarer ist.

Nun aber zu häufigen Fehlern in Texten.

1.
scheinbar

Nein, „scheinbar“ ist nicht das Gleiche wie „anscheinend“.

„Scheinbar“ bedeutet, etwas ist zum Schein so. Es ist in Wahrheit anders.

Oft ist „anscheinend“ gemeint – also: „offensichtlich“, „offenbar“ –, wenn „scheinbar“ gesagt oder geschrieben wird.

2.
einzigste

Manche Wörter lassen sich nicht steigern.

Auch „einzig“ nicht.

3.
dasselbe

Das gleiche Hemd ist nicht dasselbe Hemd.

Das gleiche Hemd = ein ähnliches Hemd.

Dasselbe Hemd = exakt dieses Hemd.

4.
Anika´s Arbeit

Das Apostroph wird oft inflationär benutzt.

Könnte ja passen.

Tut es meist aber nicht.

Es ist „Anikas Arbeit“.

Wenn es um Andrea geht, ist es „Andreas Arbeit“.

Und bei Andreas – „Andreas‘ Arbeit“.

5.
daß

Eigentlich sollte das „daß“ seit 1996 verschwunden sein.

Da gab es eine neue Rechtschreibreform.

Aber es taucht dennoch immer wieder in Texten auf.

Richtig ist „dass“, wenn es einen Sachverhalt präzisiert:

Ich finde es großartig, dass du diesen Text liest.

Oder „das“, wenn es sich auf ein Wort aus dem vorangegangenen Satzteil bezieht:

Das Keyword, das du in deinem Text verwendet hast.

7 Tipps, um effektiv eigene Texte zu korrigieren

Sie legt T-Shirts gefaltet nebeneinander – und nicht gestapelt.

So lässt sich jedes Kleidungsstück herausnehmen, ohne den Wäscheturm zum Einstürzen zu bringen.

Die Rede ist hier von Marie Kondo und ihrer Aufräummethode.

Was will ich dir damit sagen?

Manchmal sind bestimmte Techniken gut, um mehr Ordnung ins System zu bringen.

Sieht nebenbei auch hübscher aus …

Welche Methoden kannst du also nutzen, wenn du deine Texte korrigieren möchtest?

1. Lies das noch mal

Bei Instagram nervt mich dieser Satz, den Motivationsgurus gern unter ihre Beiträge klatschen.

Aber wenn es um deine Blogbeiträge, Newsletter oder deine Angebotstexte geht, solltest du lesen, lesen und noch mal lesen.

Nimm dir Zeit zum Korrekturlesen.

Und lies deinen Text mindestens zweimal.

Überprüfe Satzbau, Kommasetzung, Sprachbilder.

Damit dein Werk wirklich „sauber“ ist.

2. Sag es laut

Lies deinen Text laut vor.

So erkennst du Fehler, aber auch, ob deine Sätze zu lang sind.

Denn wenn du Luft holen musst oder am Ende des Satzes nicht mehr weißt, was am Anfang stand, solltest du ihn definitiv kürzen.

3. Druck es aus

Vielleicht eher ungewöhnlich, wenn du eigene Texte korrigieren willst.

Aber auf Papier sieht ein Text nun mal anders aus als auf dem Bildschirm.

In der Zeitungsredaktion haben wir jeden Nachmittag „unsere“ Seiten ausgedruckt und Korrektur gelesen.

Vor allem, wenn du längere Texte (wie ein E-Book) schreibst, würde ich dir raten, sie dir nicht nur am Laptop anzuschauen.

4. Frag einen Freund

Vier Augen sehen mehr als zwei.

Du kannst Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder bitten, deinen Text zu prüfen.

So hast du eine Einschätzung zu deinem Text und kannst Fehler beseitigen, bevor dein Beitrag online geht.

5. Nutze Tools

Rechtschreib- und Grammatikprüfungstools können dir dabei helfen, Fehler zu finden.

Wenn es um Kommafehler geht oder um die Groß- und Kleinschreibung, ist das hilfreich.

Aber …

5.1 Was du über die automatische Rechtschreibprüfung wissen solltest

Die automatische Rechtschreib- und Grammatikprüfung kann dich mitunter zu Fehlern überreden.

In einem meiner Texte heißt es:

„Wir zweifeln alle mal.“

Die Rechtschreibprüfung sagt:

Schreib „allemal“.

Ich sage:

Nein, mache ich nicht.

Ist inhaltlich falsch.

Du solltest der Rechtschreibprüfung also nicht blind vertrauen, sondern selbst (mehrmals) lesen, was du geschrieben hast.

5.2 Online-Tools zur Grammatik- und Rechtschreibprüfung

Nach dem Disclaimer kommen hier ein paar Tools, die du nutzen kannst, um Fehler in deinen Texten zu korrigieren.

  1. Duden-Rechtschreibprüfung
  2. LanguageTool
  3. Rechtschreibprüfung24

6. Lass dir Zeit

Wenn dein Blogbeitrag fertig ist, speichere ihn und lass ihn einen Tag liegen.

So kannst du dich gedanklich von deinem Werk lösen.

Und wenn du dich nach einem oder auch nach drei Tagen wieder dransetzt, siehst du mitunter Fehler, die dir zunächst nicht aufgefallen sind.

7. Hör zu

Du kannst dir deinen eigenen Text vorlesen lassen.

Von jemandem, der gerade greifbar ist.

Oder mithilfe eines Dienstes wie Narakeet.

Dort kannst du deinen Text hochladen, eine Stimme auswählen und dir anhören, wie dein Geschriebenes klingt und ob das noch Fehler sind.

Checkliste fürs Korrekturlesen

Das sind Dinge, die du überprüfen solltest, wenn du deinen Text lektorierst:

  • Rechtschreibung und Grammatik (z. B. „seit“ oder „seid“, „wider“ oder „wieder“)
  • Zeichensetzung (Komma vor Relativsätzen: „Das Angebot, dem du nicht widerstehen kannst.“)
  • Stilistische und sprachliche Fehler („Der Zahn der Zeit, der schon so manche Träne getrocknet hat …“ – ein Zahn kann keine Träne trocknen)
  • Satzstruktur und Satzbau
  • Verwendung von Redewendungen („Das Versehen wird ihn Kopf und Leben kosten.“ – Die Redewendung „Kopf und Kragen“ wird hier falsch verwendet.)
  • Roter Faden
  • Einheitliche Ansprache (entweder „du“ oder „Sie“, aber nicht beides)

4 Tipps, damit dein Text klar und verständlich wird

Beim Korrekturlesen solltest du es halten wie Katniss Everdeen in „Tribute von Panem“.

Sei zielgenau.

Du hast deinen Text vor dir – deinen Entwurf.

Damit er am Ende überzeugt und überrascht, solltest du darauf achten, dass er a) klar formuliert ist und b) die Zusammenhänge darin korrekt sind.

Hier sind einige Tipps, um beides zu verbessern:

  1. Achte in deinem Text darauf, dass du klare Ausdrücke verwendest. Nicht jeder weiß, was „Empowerment“ ist. Auch „Selbstermächtigung“ würde ich nicht schreiben, stattdessen: „Redest du dich selbst und das, was du tust, manchmal klein? Meine Mission ist es, dir bewusst zu machen, worin du gut bist.“
  2. Prüfe jeden Satz: Würde deine Oma ihn verstehen?
  3. Ist die logische Struktur deines Textes schlüssig? Achte darauf, dass du deine Argumente in der richtigen Reihenfolge präsentierst.
  4. Streiche unnötige (Wort-)Wiederholungen. (Du kannst Wiederholungen aber auch als Stilmittel nutzen, siehe Knorr: „Essen gut, alles gut“.)

Um richtig spannend zu schreiben, damit dein Text zu Ende gelesen wird, brauchst du ein paar Zutaten.

Beispiele, Metaphern, Geschichten, Anekdoten, Sprachbilder, Fragen.

Sie sorgen dafür, dass sich deine Leser etwas vorstellen können, dass sie in deine Gedankenwelt eintauchen.

Eigene Texte korrigieren – Fazit

Ich hoffe, meine Tipps waren hilfreich für dich.

Wenn dir die Qualität deines Textes wichtig ist, solltest du ihn nach dem Schreiben liegen lassen und später bearbeiten.

Nimm dir Zeit, deine Texte sorgfältig zu überprüfen und Fehler zu korrigieren.

Verwende Online-Tools, um Grammatik und Rechtschreibung zu überprüfen.

Mit etwas Übung wirst du die Kunst des fehlerfreien und faszinierenden Schreibens meistern und deine Leser inspirieren.

Alles Liebe,
Katharina

PS: Wie sind deine Erfahrungen mit dem Korrigieren deiner eigenen Texte? Welche Tricks wendest du an?

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